Arthur Ungers Kunst ist von der taoistischen Philosophie und der Idee der ausgleichenden Kräfte Yin und Yang inspiriert. Unger veranschaulicht diese Philosophie durch die Verwendung der Elemente Feuer und Wasser in seinen Kunstwerken.

Das Element Feuer spielt vor allem in seinen Kupferbildern, den sogenannten Pyrochimiogrammen, eine bedeutende Rolle. Durch den Einsatz von Tinte und Feuer auf elektrolytischen Kupferplatten erzeugt der Künstler eindrucksvolle, teilweise sehr monumentale abstrakte Kompositionen. In seinen meisterhaften Tuschebildern auf Papier betont Arthur Unger hingegen das Element Wasser. Mit der Technik der Tuschemalerei arbeitet er bereits seit seinen künstlerischen Anfängen in den frühen 1960er-Jahren.

Arthur Unger bei der Arbeit in seinem Atelier

Der heute 92-jährige Arthur Unger kann auf eine lange und erfolgreiche Karriere als Künstler zurückblicken. Ungers Abenteuergeist und sein Interesse an anderen Kulturen haben ihn dazu bewegt, zahlreiche Orte auf der ganzen Welt zu bereisen, darunter Zentral- und Westafrika sowie China. Eine sehr besondere Rolle in Arthur Ungers Karriere spielt jedoch auch Paris. In der Kunstszene der französischen Hauptstadt konnte der Künstler ab Mitte der 1960er-Jahre wertvolle Kontakte knüpfen.

Ein wichtiger Wendepunkt in seiner künstlerischen Laufbahn war das Jahr 1970, als er den französischen Kunstkritiker Michel Tapié kennenlernte. Dieser gilt als Begründer der Informellen Kunst (französisch: art informel) und ist Autor der berühmten Publikation Un Art Autre. Michel Tapié hatte einen erheblichen Einfluss auf die frühe künstlerische Entwicklung von Arthur Unger und fungierte als wichtige Schlüsselfigur für weitere Begegnungen in Ungers Leben, darunter auch die mit seinem späteren langjährigen Kurator und Freund Ante Glibota.

Der Künstler beim Spitzen von Farbbleistiften

Mit seinen sogenannten Psychogrammen, die hauptsächlich in den 1970er- und 80er-Jahren entstanden sind, traf Unger den Zeitgeist des damaligen Paris. Seine Werke wiesen deutliche Ähnlichkeiten mit den Arbeiten der französischen subjektiven, nicht formalen Malerei aus dieser Zeit auf. Arthur Ungers künstlerischer Erfolg beruht jedoch nicht nur auf seinen Tuschearbeiten, sondern auch auf seinen Bildern auf elektrolytischem Kupfer. Die von ihm entwickelte Technik des Pyrochimiogramms ist bisher einzigartig in der Kunstwelt.

Sein erstes Pyrochimiogramm schuf er bereits im Jahr 1969. Unger ist dieser außergewöhnlichen Kunsttechnik während seiner gesamten Karriere treu geblieben und hat sich so seinen wohl verdienten Platz in der luxemburgischen und internationalen Kunstgeschichte gesichert. Sein künstlerischer Ausdruck zeichnet sich demnach durch ein intensives Streben nach Authentizität und Originalität aus, was sich sowohl in seiner gestisch geprägten Malweise als auch in der Wahl seiner Bildträger widerspiegelt.

Arthur Unger beim Färben von Kupferbildern

Mit einer Auswahl von rund 40 Bildern werden Arthur Ungers lebendige, abstrakte Kompositionen in den Kuttersälen im zweiten Stock des Museums zu sehen sein. Aufgrund der räumlichen Gegebenheiten verteilt sich die Ausstellung auf zwei Säle, die durch einen Korridor miteinander verbunden sind, und somit die ideale Bühne für die Darstellung der beiden verschiedenartigen Aspekte von Arthur Ungers Werk, den Elementen Feuer und Wasser, bieten. Die Kupferbilder werden im ersten Raum ausgestellt und die Tuschebilder im Korridor sowie in dem etwas kleineren zweiten Raum.

Ein Teil der Ausstellung wird auch die wichtige Begegnung Ungers mit Michel Tapié beleuchten, eine kleine Auswahl repräsentativer Bilder aus dieser Zeit sowie einige originale Dokumente werden hier als Illustration dienen. Obwohl Ungers Kupferbilder bereits oft sehr farbenreich sind, wird in der szenografischen Gestaltung der Ausstellung eine bestimmte Farbe den Ton angeben. Ohne zu viel vorwegzunehmen, sei jedoch eines gesagt: Es handelt sich um eine Farbe, die auch von Arthur Unger gerne verwendet wird, um den Feuereffekt in seinen Bildern noch stärker hervorzuheben. Für alle, die noch tiefer in die vielfältigen Aspekte von Ungers Werk eintauchen möchten, wird zur Eröffnung der Ausstellung am 28. April auch ein Ausstellungskatalog erscheinen.

Neben den Abbildungen der ausgewählten Werke und biografischen Informationen beinhaltet dieser auch Beiträge von drei Autorinnen, die sich Ungers Werk jeweils aus verschiedenen Blickwinkeln angenähert haben. Die Beiträge befassen sich unter anderem mit der Art und Weise, wie sich Ungers biografische Gegebenheiten in seinem Werk widerspiegeln, mit seiner bedeutenden Begegnung mit Michel Tapié sowie der Balance zwischen gestischer Ausdrucksstärke und Zurückhaltung, die in Ungers Werken immer wieder zu finden ist.

Text: Lis Hausemer / Ton und Bild: Éric Chenal

Ein Kupferbild von Arthur Unger in der Mache
Arthur Unger brennt eine runde Form in eine Kupferplatte mithilfe eines Gasbrenners
Arthur Unger zeichnet mithilfe eines Gasbrenners auf eine farbige Kupferplatte
Arthur Unger hält einen Gasbrenner
Nahansicht von aufgerollten Kupferblättern im Atelier von Arthur Unger