Im Rahmen der Ausstellung Erwin Olaf & Hans Op de Beeck. Inspired by Steichen hat das Museum einen dreitägigen Aquarell-Workshop mit Julien Fallesen angeboten, bei dem der Fokus auf den Aquarellbildern des belgischen Künstlers Hans Op de Beeck lag. Seine großformatigen Grau- und Schwarz-Weiß- Bilder beeindruckten die Teilnehmenden und luden sie dazu ein, in die Welt des Aquarells einzutauchen.

Das Außergewöhnliche an Op de Beecks Werken ist, dass er ausschließlich mit Schwarz, Weiß und Grauschattierungen arbeitet. Und genau das hat Julien auch zum Thema seines Workshops gemacht. Nach einer Führung durch die Ausstellung erhielten die Teilnehmenden, zurück im Atelier, eine technische Einweisung in die Materie. Es wurden die verschiedenen Grautöne, jegliche Feinheiten des Papiers sowie Unterschiede bei Pinseln und Farbpigmenten erläutert. „Wichtig ist, gutes Material zu benutzen“, sagte Julien, „auf die Qualität kommt es an.“ Er erklärte, welche verschiedenen Papier- und Farbsorten geeignet sind, und was es sonst noch zu beachten gilt, damit ein Aquarellbild gut wirkt.

Eine Hand tupft ein Blatt Papier mit einem nassen Schwamm ab

Dann konnte es auch schon mit dem praktischen Teil losgehen. Als Unterlage für die Aquarellgemälde dient ein Holzbrett. Julien wies die Teilnehmenden präzise in die vorbereitenden Techniken ein und erklärte, dass das Papier als erstes mit Wasser – nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig – befeuchtet wird, damit es vollständig auf dem Holzbrett haftet. Der Fachmann verriet seine geheimen Tipps und Tricks und achtete darauf, dass das Blatt bei jedem korrekt auf der Unterlage auflag. Anschließend wurden die Blätter an den Seiten mit Papier Collant fixiert. Dabei musste man dieses Klebeband mit den Fingern fest andrücken und an den Seiten mit einem weichen Stück Papier überschüssiges Wasser herausdrücken, sonst hätte das Klebeband nicht fest genug auf dem Brett gehaftet. Zum Abschluss des Tages durfte jeder seine ersten Malversuche auf dem Aquarellpapier wagen.

Am zweiten Tag wurden zunächst die Blätter vom vorherigen Tag von den Holztafeln abgenommen. Dazu wurden die Klebestreifen am Rand des Holzrahmens vorsichtig mit einem nassen Schwamm abgetupft. Hier war Entschleunigung angesagt, denn das zur Fixierung verwendete Papier Collant brauchte seine Zeit, um sich zu lösen. Das Klebeband musste sich erst mit Wasser vollsaugen, bevor es sich fast wie von selbst löste, ohne das Bild zu beschädigen. Genau wie am ersten Workshop-Tag wurden wieder die nötigen Vorbereitungen getroffen, um ein neues Aquarellblatt auf der Holzunterlage zu befestigen. Mit dem Wissen vom Vortag begaben sich die Teilnehmenden an ihr Werk. Julien ermutigte sie, es heute selbstständig auszuprobieren und genau hinzuschauen, ob das Papier vollständig auf der Unterlage haftete. Jeder arbeitete in seinem eigenen Rhythmus. Es gab keine Eile. Zwischendurch erläuterte Julien die weitere Vorgehensweise. Als jeder soweit war, wählten die Teilnehmenden ein Landschaftsfoto aus, das sie anschließend als Aquarell umsetzen wollten.

Eine Hand hält einen Pinsel und malt auf ein Blatt Papier

In Formen schauen

Zuerst erklärte Julien, wie die Grundformen – Kreise, Dreiecke und Vierecke – durch Lavierung entstehen. Nicht denken: „Ich male jetzt eine Wolke“, sondern: „Ich male zuerst die Form der Wolke“. Das Objekt soll erst mit der Zeit erkennbar sein, sich auf dem Blatt langsam entwickeln. Fragen wie: „Welchen Pinsel muss ich wo ansetzen?“ kamen auf. „Egal, aber nicht an den Seiten anfangen“, antwortete Julien. Er ermunterte die Teilnehmenden, sich Zeit zu lassen, genau hinzuschauen und einfach auszuprobieren. Ganz allmählich waren die ersten grauen Formen auf dem Blatt zu erkennen. „Maximal sechs Formen möchte ich sehen“, sagte Julien. „Keine Linien, keine Striche und ein sehr helles Grau“, waren weitere Tipps.

Mir als stiller Beobachterin entlockte es ein „Wow, sieht das toll aus…“ Nach und nach entwickelten sich erste Formen einer Landschaft. Dann forderte Julien die Teilnehmenden plötzlich auf, etwas völlig Unerwartetes zu tun, nämlich die Aquarellbilder mit dem Nachbarn zu tauschen. Einen Moment lang hielten alle inne: „Wie bitte? Das war doch gar nicht geplant, oder?“ Jetzt hieß es: „Loslassen!“ Die Formen des anderen mussten respektiert werden. Das veränderte schlagartig die Einstellung zum eigenen Bild – es wurde nun zu einer Art gemeinsamem Projekt. Ganz behutsam wurden die nächsten Formen aufgetragen, immer noch in hellen Grautönen. Dann wurden progressiv etwas dunklere Farbtöne ausprobiert. „Vorsicht, nicht zu schnell in Details gehen! Und nicht zu schnell dunklere Farbtöne auftragen!“, mahnte Julien.

Aquarellfarben, ein Schwamm und andere Materialien im Vordergrund, eine Person hält einen Pinsel in der Hand und malt auf ein Blatt Papier

Mit Farbtönen und Formen spielen

Mitunter wurde die Sache dann doch zu ernst genommen. Genau in diesen Momenten forderte Julien die Teilnehmenden auf, etwas lockerer zu bleiben, zu experimentieren, etwas zu wagen, zu spielen – „den Pinsel tanzen zu lassen“. Durch die ständige Wiederholung der Aufforderung: „Schau hin und spüre, was dein Bild braucht“, wurde die Aufmerksamkeit der Teilnehmenden immer weiter gesteigert. „Es ist auch wichtig, das Gleichgewicht in seinem Bild zu berücksichtigen“, betonte Julien. Oft möchte man ein perfektes Bild kreieren, aber das hindert einen daran mit Pinsel und Farbe zu spielen. Wichtig ist, dass der Pinsel nicht vom Blatt abgehoben wird. Bei der Sache bleiben, sich von seiner Vorlage inspirieren lassen und diese in seine Aquarellzeichnung integrieren.

Zur Aquarellmalerei braucht es schon ein klein wenig Mut. Wer kennt es nicht: Die Unsicherheit entsteht durch das Vergleichen mit dem Nachbarn. „Oh, das sieht aber gut aus. Haben Sie vorher schon Aquarelle gemalt? Nein? Ach dann sind Sie aber talentiert.“ Julien hat ein gutes Gespür für solche Zweifel und holt die Teilnehmenden wieder zurück: „Ihr seid hier, um zu experimentieren, zu erforschen, zu spielen.“ Er ermutigt jeden, bei dem etwas schief gegangen ist, es noch einmal zu probieren. Ein Student aus der Runde nimmt diesen Rat gerne an. Sein erstes Bild war viel zu nass und er versucht es noch einmal mit einem zweiten. Ein Neuanfang kann Wunder bewirken... Einer anderen Teilnehmerin gab Julien ein neues Blatt, weil das vorherige ebenfalls zu nass geworden war und sich nicht mehr bearbeiten ließ. Daraufhin platzte bei ihr der „Knoten“ und es entstanden wunderbare Formen und Nuancen.

Die Hand einer Person malt mit schwarzer Aquarellfarbe auf ein Blatt Papier

Mut zur Lücke, werdet locker!

Und man darf auch mal etwas riskieren. Wenn es nicht mehr weitergeht, das Papier schon zu aufgeweicht ist, dann lieber ein neues Blatt nehmen, als ewig zu kämpfen. Man darf sich Zeit lassen, es muss nicht sofort schön werden. Es ist interessanter zu sehen, was passiert, wenn man den Pinsel kontinuierlich über das Papier führt, statt Konturen zu ziehen und diese dann mit Farbe auszufüllen. „Auch, wenn euch nicht sofort alles gelingt, ihr seid hier, um zu entdecken. Ich sehe, dass ihr euch nicht so richtig traut. Aber das dürft ihr. Es gibt kein richtig oder falsch. Es geht darum, das, was ihr seht, zu übersetzen“, lautete die stets geduldige und motivierende Devise. Dann wurde gut gelacht, die Anspannung war weg! Ja, Julien lässt nicht locker! Er forderte die Teilnehmenden auf, selbst zu experimentieren, in die Malerei hineinzufühlen und immer wieder neue Motive auszuprobieren: Der Pinsel muss tanzen!

Routineverhalten auflösen

Es ist wichtig, seine eigenen Empfindungen in dem Aquarellbild zu erforschen, zu erspüren und zu erkennen, was man selbst in diesem Bild und in der Form zum Ausdruck bringen möchte – und nicht einfach nur zu malen, um Julien zu gefallen. „Keine Routine entwickeln! Lernt, die volle Kontrolle über den Pinsel zu behalten, deshalb ist die Pinselhaltung so wichtig“, rät Julien. Der Workshop hat die Lust am Experimentieren geweckt – frei von vorgefassten Meinungen und Einschränkungen! Der dritte Tag stand ganz im Zeichen des Portraits. Die Teilnehmenden waren mit ihren Ergebnissen zufrieden. Es herrschte eine lockere Atmosphäre, die die Teilnehmenden zu interessanten Gesprächen und zum Erfahrungsaustausch angeregt hat.

Text und Bilder: Tania Weiss

Ein fertiges monochromes Aquarellbild bildet das Meer, Inseln und einen wolkigen Himmel ab

Nächste Termine

Lust auf mehr? Wer den ersten Termin verpasst hat, kann gerne beim nächsten Mal mitmachen. Die nächsten Workshops finden im Juli, August und September statt:

- am Donnerstag 20.07. um 17:30 Uhr (1/3)

- am Samstag 22.07. um 14 Uhr (2/3)

- am Sonntag 23.07. um 14 Uhr (3/3)

- am Donnerstag 17.08. um 17:30 Uhr (1/3)

- am Samstag 19.08. um 14 Uhr (2/3)

- am Sonntag 20.08. um 14 Uhr (3/3)

- am Donnerstag 14.09. um 17:30 Uhr (1/3)

- am Samstag 16.09. um 14 Uhr (2/3)

- am Sonntag 17.09. um 14 Uhr (3/3)

In diesen Workshops geht es dann um die Farbe.

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